Archiv für La Malinche-Besteigung von Puebla

La Malinche – auf 4.461m in 3 Stunden

Posted in Gipfelsturm, puebla with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , on 26. Oktober 2008 by Jakob

Zwei kleine Hinweise zum Artikel: Eine Kurzinfo zur Malinche-Besteigung am Schluss des Artikels. Den zusätzlichen Podcast vom Aufstieg gibt es nicht mehr, da der mp3-Anbieter von der von Bord gegangen ist. Sorry (05.11.2013).

Es war an der Zeit. Rundherum um Puebla Vulkane, Berge, Felsen. Ausreichend Terrain mit Austob-Potential für mich. Eigentlich. Doch das war bislang nicht möglich, denn das Wetter hat mich mit seiner verlängerten Regenzeit an Gipfelstürmen in Mexiko gehindert. Aber nachdem bereits die vergangene Woche mehr Sonne als Regen zu bieten hatte, hatte ich mir vorgenommen, eines der ersten Sonnenwochenenden für meine erste kleine Gipfelbesteigung zu nutzen. Also hatte ich meine Wanderschuh, die nach Siebengebirge, Ahrtal und Steinerberg bislang eher wenig Alpines unter die Sohlen bekommen hatten, am Freitag aus meiner Tasche gezogen und meine Sachen für den Samstag zurechtgelegt. Außerdem hatte ich mich in der Touristinfo erkundigt, wie man wohl am Besten von Puebla aus an La Malinche, den fünfthöchsten Berg Mexikos, herankommt. Und so schien meinem Bergmarsch für Samstag nichts mehr im Wege zu stehen.

Am Samstag Morgen klingelte dann bei mir um halb 7 der Wecker. Ab unter die Dusche, Brötchen geschmiert und Proviant verstaut und ich machte mich auf den Weg zum zentralen Busterminal in Puebla, dem CAPU. Dort wollte mich der nächste Bus erst um 9 Uhr nach Apizaco bringen, was ärgerlich war, weil es mich unnötig Zeit kostete, am CAPU zu warten. Apizaco liegt im Norden Pueblas im Bundesstaat Tlaxcala (Karte) und an der Nordwestflanke von La Malinche. Von dort aus schnappte ich mir dann einen Colectivo, der mich, nachdem er seine Endstelle in Teacalco erreicht hatte, für 80 Peso mit einer Extra-Tour an den Eingang des Parque Nacional La Malintzi brachte. Der ganze Transfer zum Parkeingang hätte auch für 15 Peso drin sein können, allerdings hatte ich den regulären Colectivo knapp verpasst und wäre sonst erst um 12 oder gar halb 1 in Apizaco weggekommen. Und da ich nicht wusste, wie viel Zeit mich der Aufstieg kosten würde, entschied ich mich für den Deal mit dem Colectivo-Fahrer für 80 Peso.

Um 11:30 Uhr stand ich dann schließlich am Eingang Centro Vacacional La Malintzi auf 3.000 Metern (andere Quellen sprechen von 3.300m), von wo aus der Aufstieg beginnt. Karte oder Ähnliches hatte ich nicht im Gepäck – gibt es auch gar nicht. Zumindest nicht, daß ich wüsste, denn ich hatte bereits seit Wochen in Puebla danach gesucht, mich in Trekkingläden (ohh Mann, ob man die wirklich so nennen darf – Ausrüstung und Tips lieber von zu Hause mitbringen) durchgefragt, Kartenshops (so überhaupt vorhanden) durchwühlt und die Touristinfo (Die beim Thema Wandern eher verwundert schaute, als Informationen zu haben) auf den Kopf gestellt.

Ich fragte also kurz am Nationalparkeingang, wo es denn zur Spitze ginge, geradeaus wurde mir gehießen, und ich setzte mich in Marsch. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, lediglich ein bißchen Vogelgezwitscher und angenehm beruhigende Waldgeräusche. Ah ja: Und mein Atem. Ich merkte doch, dass ich schon über 3.000 Metern war. Im Schatten verfolgte ich den langsam ansteigenden Waldweg, der noch zu Anfang immer wieder eine (offenbar) Versorgungsstrasse (Wofür eigentlich – es gibt hinter dem Centro Vacacional meines Wissens nichts mehr) kreuzte, bis er sie verließ. An dieser Stelle wies ein Schild darauf hin, daß man ab hier den Aufstieg nach 14 Uhr nicht mehr wagen sollte – ich passierte das Schild kurz nach 12 – musste mir also keine Sorgen machen.

 

Das kommende Stück wurde dann doch ein wenig steiler. Noch immer im Schatten der Nadelbäume ging der Weg zumeist geradewegs bergauf und das kostete dann doch ganz schön viel Puste, so daß ich Viertel vor Eins die erste kleine Pause einlegte. Ich hatte inzwischen zwei kleine Wandergruppen passiert – war also doch nicht ganz allein unterwegs.

Mit Brötchen, Würstchen, Ei, Apfel und Banane, Kinderschokolade und Schokoriegel im Magen setzte ich bald meinen Weg fort und erreichte kurz nach Ein Uhr die Baumgrenze und konnte so erstmalig auf meinem Weg nach oben die Malinche erblicken. Die letzten paar hundrt Höhenmeter präsentierten sich grau-grün, karg und staubig und auf den letzten Metern felsig.

 

Der Weg, der auch hier leider nicht, wie in den Alpen gewohnt, serpentinenartig sondern geradlinig nach oben führte, setzte sich schon unangenehm steil fort. Allerdings war die Neigung nicht das Einzige herausfordernde, sondern vielmehr der weiche, sandig-schottrige Untergrund, der jeden Schritt erschwerte, weil ich immer wieder einen Schritt nach vorn oder oben machte, um dann wieder einen halben zurückzurutschen. Eine Stunde brachte ich auf diesem Abschnitt zu, und hier kamen mir bereits die ersten Gipfelstürmer entgegen, die bereits im Abstieg waren. Um kurz vor zwei erreichte ich den Sattel, der La Malinche mit einer tiefer gelegenen Spitze, dem Píco de Aguila, verbindet.

 

Ich weiß leider nicht, auf welcher Höhe ich mich zu diesem Zeitpunkt befand, aber es müssten um die 4.200 Meter gewesen sein. So langsam wurde es auch frisch und auf der Südseite hatten sich dicke Wolken an die Hänge von La Malinche gelegt. So blieb mir eine Aussicht auf meine Interims-Heimatstadt Puebla und die beiden beeindruckenden Vulkane Popocatepetl (5.462m) und Ixtaccíhuatl (5.286m) leider verwehrt. Im Nordosten allerdings ragte der Citlaltépetl oder einfacher für europäische Zungen: Píco de Orizaba aus den Wolken und zeigte seine schneebedeckte Spitze. Der Citlaltépetl ist der höchste Vulkan und Berg Méxicos mit 5.700m und in seine Richtung war die Sicht ausgezeichnet.

Vom Sattel aus wurde der Weg zur Spitze vor allem steinig, aber dafür nicht mehr ganz so steil. Über ein wenig Geröll und vor allem recht viele Felsen und ein paar letzten Metern leichter Kletterei hatte ich schließlich die Spitze auf 4.461 Metern erreicht.

 

Gipfelkreuz? Schien es mal gegeben zu haben, ein paar Metallinstallationen am Boden wiesen darauf hin, aber inzwischen wohl nicht mehr. Ein Gipfelbuch? Ebenso Fehlanzeige. Auf den letzten steinigen Metern waren mir ein paar Absteiger entgegengekommen (zum Großteil „Grüß Gott“-Deutsche) und sie schienen dei letzten auf dem Gipfel gewesen zu sein, und so konnte ich ganz allein die Spitze und die Aussicht rundherum genießen.

Video: Gipfelpanorama von La Malinche aus gefilmt

Allerdings war es inzwischen frisch geworden und Fleecejacke und Gorejacke waren dann doch nicht umsonst in die Höhe geschleppt worden. Ein paar Handschuhe wären auch ein ratsames Utensil gewesen – aber mit solcher Frische hatte ich nicht gerechnet. Und naja, fürs nächste Mal weiß ich Bescheid. Nach einer knappen halben Stunde, die Wolken waren bereits auf der Südseite bis an die Spitze geklettert und vereinzelt hatte es Schneeflocken gegeben, erstürmten noch drei Mexikaner mittleren Alters den Gipfel und ich entschied mich zum Abstieg.

 

Wie immer stimmte mal wieder die Weisheit meines Vaters (Bergab gehts schneller als zu Fuß!) und so machte ich den Weg bis zum Verlassen des Malinche-Rückens in weniger als 20 Minuten. Von dort aus ging es auf dem weich-schottrig-staubigen-steilen Weg zur Baumgrenze weiter und der Untergrund unterstützte den Abstieg und durch kontrolliertes Rutsch-Laufen kam ich auch hier schneller voran, als ich dachte.

 

Allerdings forderte dieser Turboabstieg heute ein wenig sein Tribut, und ich kann ihn in meinen Oberschenkeln und vor allem in meinen Knien spüren.

 

Unterwegs blieb ich immer wieder kurz stehen, machte Fotos, genoß die Aussicht ein letztes Mal, bevor sich der Weg wieder in den Nadelbäumen nach unten fortsetzte und erreichte auch bald die ersten Absteiger wieder, die mir noch während meines Aufstiegs begegnet waren. Und weil es eben bergab und allein immer schneller geht, hatte ich bis zum Nationalparkeingang schließlich alle wieder eingeholt und überholt, die ich am Berg gesehen hatte und nach gut 5 Stunden hatte ich den Malinche rauf-und-runter bezwungen. Glücklich und zufrieden gönnte ich mir ein kleines Cerveza Indio und schnappte mir den letzten Colectivo um 17 Uhr zurück nach Apizaco. Dort setzte ich mich dann in den nächsten Bus zurück nach Puebla und am Abend kehrte ich schließlich nach insgesamt 11einhalb Stunden Ausflug wieder in die Quince zurück.

 

Meine Füße dankten es mir, als ich sie endlich von den Raichles befreite und ich muss nach ihrem ersten wirklich zählenden Einsatz eine gemischte Bilanz meiner Wanderschuhe ziehen. Bergauf hatte ich mir an beiden Fersen Druckstellen gelaufen (und hatte doch die Blasenpflaster nicht zum Einsatz kommen lassen), die an besonders steilen Stellen besonders auf sich aufmerksam machten. Im Abstieg allerdings war ich vollends zufrieden. Der fester Sitz um die Knöchel und auch die tolle Trittsicherheit durch das knackige Profil der Sohlen, vor allem auf dem steilen weich-schottrigen Abschnitt, ermöglichten mir, den Berg schon fast herunterzurennen.

Alles in allem war ich am Ende sehr zufrieden, muss nur dauerhaft das Fersendruckstellen-Problem irgendwie in den Griff bekommen (vielleicht müssen sich auch nur meine Füße an die Schuh noch richtig gewöhnen) und fiel recht geschafft ins Bett.

Für alle, die Infos zur Malinche-Besteigung suchen und im Internet bislang mit den Infos nicht glücklich geworden sind:

Kurz-Info La Malinche-Besteigung von Puebla aus:

  • Bus: Direktbus vom CAPU aus nach Apizaco, 1h (Verdes – Tickte: 28 PES)
  • Colectivo: Ca. 5 Blocks weiter in Richtung Zentrum auf der selben Strasse, auf der sich auch das Verdes-Terminal befindet, fahren alle Colectivos in die Region ab, auch die zu La Malinche Nationalpark, ca. 20 Min (15 PES) – Achtung: Die Colectivos fahren nur alle 1 bis 1,5h – notfalls ein Taxi nehmen (ca. 120 PES), oder den Colectivo-Deal machen, den ich gemacht hatte (siehe Artikel)
  • Wanderweg: (Aufstieg offiziell: 4,5 h, Abstieg ofiziell: 2,5 h) Das Centro Vacacional rechts liegen lassen und am Nationalparkeingang einfach weiter geradeaus zwischen zwei Läden („Restaurant“-Hütten) hindurch den Waldweg nehmen. Dann immer dem breiten, erdigen Wanderweg folgen. Ein paar wenige Nationalparkschilder (3 oder so) säumen den Weg, ansonsten gibt es keine Markierung. Der Weg zur Spitze ist aber denoch nicht zu verfehlen.
  • Proviant: Genug zu Trinken (mindestens 3 Liter – meine waren auf der Spitze aufgebraucht, hatte aber noch weitere Getränke dabei) mitnehmen – Hütten oder Tiendas gibts auf dem Aufstiegspfad keine. Früchte, Schoki und anderes Essen sollte auch dabei sein.
  • Sonstige Ausrüstung: Warmer Pullover (Fleece), Regenjacke (gegen Wind und Nässe auf der Spitze) sollten dabei sein, Handschuh würd ich inzwischen ebenso für die Spitze und die ersten Meter des Abstiegs empfehlen, festes Schuhwerk – knöchelhohe Wanderschuhe sind dringend geraten, weil man auf dem steilen felsigen, sowie schottrigen Abstieg sich schnell verstauchen kann, Sonnencreme, Sonnenbrille und ya – ciao und auffi gehts! Suerte bei der Besteigung.
  • Weitere Besteigungs-Berichte auf Spanisch hier.