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Zurück in der Uni.

Posted in puebla, uni with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 18. Januar 2009 by Jakob

So, die erste „Woche“ ist schon wieder rum, und ich bin ab diesem Semester in der Kommunikationsfakultät. Das schlechte daran: Sie ist arsch-weit-draussen und es kostet mich jedes Mal anderthalb Stunden Hin- und Rückweg, um meine Seminare, oder besser: Unterrichtsstunden, zu besuchen.

Die Komm-Fak ist mal noch eine ganze Runde mehr verschult, als es schon die Filosofía y Letras war. Nicht, dass es sich bei den Seminaren um puren Frontalunterricht handeln würde, nein, es zudem auch noch so, dass die (ich sach ma Schüler – datt sinn nämlisch auch noch janz schön junge Hüpfer!) Schüler nicht den Raum wechseln, sondern den ganzen Tag in ihrem Klassenzimmer verbringen und dort auf wechselnde Lehrer (Ich weiss nicht, aber ich find „Dozenten“ irgendwie unpassend) warten.

So wurde ich bei meinen ersten Veranstaltungen auch gleich von meinen Kommilitonen gefragt, ob ich alle Veranstaltungen mit ihnen in jenem Raum hätte und sie schauten recht verduzt, als ich sagt, dass ich durch verschiedene Veranstaltungen verschiedener Blöcke springe.

Ich bin hier nämlich der Einzige, der sich seinen Stundenplan zusammenstellen kann. Die anderen Kommilitonen bekommen einen Block hingeworfen, also einen fertigen Stundenplan,  und den machen sie dann. Klingt mir alles sehr nach Bachelor und schaut auch danach aus. Und dann merke ich, dass ich froh bin, einer der letzten Magister zu sein und auch diese Magister-Freiheit an der Komm-Fak leben zu können.

Also, zu meinem Stundenplan: Ich hab mir, wie vergangenes Semester, drei Seminare (Unterrichtseinheiten) zusammenegsammelt und werde diese an 2 Tagen der Woche absolvieren. Das sind insgesamt 12 Stunden, weil hier jedes Seminar 4 Semesterwochenstunden umfasst. Einmal mehr: Wie inne Schule – man bekommt die Hausaufgaben von Dienstag für Donnerstag auf 🙂

Das beste: Ich habe es geschafft, mir meinen Stundenplan so zu legen, dass ich in diesem Semester über lange Wochenenden (4 Tage!) verfüge und damit hoffentlich wesentlich mehr von Mexico während meines Semesters kennenlernen kann. In der Uni beschäftige ich mich dieses Semester mit Medien in der Geschichte Mexikos, Kommunikationsphilosophie und Public Relations (wo wir grad nur über Bacardi reden – aber leider nicht trinken).

Insgesamt fühlt sich alles sehr nach Schule an, aber ich werd es wohl an zwei Tagen die Woche aushalten. Nicht nur, wie der Unterricht aufgebaut ist, sondern auch, wie sich die Kinderchen während der Seminare verhalten: Alles sehr laut und unruhig, wenn das Licht mal ausfällt brüllen alle ahhhhhh und uhhhhh und quiiiieeeeek – aber ich werd mich wohl dran gewöhnen. Oder ist es wirklich schon das Alter, dass sich da meldet…?! Wer weiss, mit 27 guggt man vielleicht anders auf die Welt. Aber ich glaub, dass es nicht wirklich an meiner Perspektive liegt…

La Malinche in der SpätnachmittagssonneUnd da ich ja über lange Wochenenden verfüge, haben wir in der Nacht entschieden, dass wir heute noch mit ein paar Leutchens auf La Malinche klettern wollen – also besser: Heut in den Nationalpark und morgen rauf. Und deshalb mach ich schluss und meld mich das nächste Mal ganz sicher wieder mit Photos!

La última semana en la BUAP – de momento

Posted in puebla, uni with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 26. November 2008 by Jakob

Okay, es ist Mittwoch, aber für mich ist die letzte meiner Uni-Wochen nun schon fast wieder vorbei. Ich habe heute (heldenhaft) mein erstes Referat in Spanisch absolviert und die (schlafenden) mexikanischen Kommilitonen und unseren Prof (schätze mal, auch er schlief, schließlich sagte er zum Ende meines Referats: Muy bien!) die Geschichte Gran Colombias in groben Zügen dargestellt und ihnen nebenbei aus dem Leben des Befreiers und Kontinent-Heldens Simón Bolívar erzählt. Das die Kommilitonen schliefen muss nicht zwangsläufig an mir und meinem Referat gelegen haben – das ist hier mehr oder minder Usus. Oder ich liege falsch, und was für mich wie unkonzentriertes Dahindösen ausschaut, ist in Wirklichkeit hochkonzentriertes Lauschen und Aufnehmen interessanter historischer Inhalte. Vielleicht sollte ich lieber die zweite Version für bare Münze nehmen und mir so ein wenig das Gefühl nehmen, dass ich das Referat schlussendlich nur für einen Haken hinter meinem Namen in der Kursliste gemacht habe.

Schließlich war das meine letzte Stunde in „Geschichte Lateinamerikas I“ und ich habe dann auch die Ehre besessen, als Erster meine Hausarbeit (trabajo final) abzugeben. Das ich der Erste des Kurses war, liegt nicht daran, dass ich in México unter die Streber gegangen bin, es ist vielmehr der Tatsache zu verdanken, dass dem Prof am Montag einfiel, dass die ausländischen Studenten ihre Abschlussarbeit früher abgeben müssen, weil die Dozenten bereits ihre Papelitos und Formularios bekommen haben, um uns eine Note zu geben. Und weil es nun scheinbar das erste Mal passiert, dass Ausländer an der BUAP studieren, teilt man denen das am Besten zwei Tage vor dem (bis dahin unbekannten) Termin zur Abgabe mit. Darüber darf man sich nicht wundern, schließlich ist es nicht nur in ganz México mit Planung und Organisation nicht weit her, sondern insbesondere an der BUAP. Mit Hinweisen und Terminen (darunter auch wichtigen) hat man es nicht so genau und so werden Termine mal mitgeteil, mal nicht und manchmal eben sehr kurzfristig, was immerhin ein Vorteil gegenüber dem Nicht-Mitteilen ist. Und das ganze spielt sich nicht nur im Kleinen ab, die Abwesenheit von Terminplanung und Organisation scheint Programm:

Vergangene Woche schrieb ich an meine Verantwortlichen bei dem Büro für Internationale Beziehungen an der BUAP eine Mail, um herauszufinden, wann ich denn meine Reisetätigkeit über die Ferien wieder einstellen muss und wann die Kurse im Frühjahrssemester wieder beginnen. Naja, vielleicht bin ich ein wenig voreilig und erwarte zuviel, aber auf jeden Fall fiel die Antwort so aus, dass noch kein akademischer Kalender für 2009 exisitiere und ich schlicht noch abwarten müsste. Immerhin versah mein Verantwortlicher die Mail noch mit einem Hinweis, wann ich denn mit dem Anfang meiner Kurse im Januar rechnen könnte. Er schätzt, weil die Angestellten der Uni ab 5. Januar wieder zum Dienst gerufen werden, dass dann wohl auch (irgendwann) die Kurse beginnen. Ich bemerke hier nur am Rande, dass wir fast im Dezember sind und ein guter Monat vor dem nächsten Semesterstart einfach noch kein Plan existiert. Aber gut: Bienvenidos a México – ich gewöhn mich so langsam daran.

Aber gut, ich wollte eigentlich gar nicht darüber schreiben, denn schließlich sind so gut wie Ferien. Habe also schließlich heute meine erste Trabajo Final abgegeben, die ich ebenfalls über Gran Colombia und Simón Bolívar geschrieben habe und am Montag will mir dann mein Prof auch schon meine Note mitteilen und mir meinen Schein aushändigen.

Ich bin also so gut wie durch mit meinem ersten Semester und mir bleiben noch ein Seminar (morgen, die letzte Stunde) und eine weitere Trabajo Final. An jene werde ich mich wohl ab morgen setzen und sie vielleicht schon am Anfang der kommenden Woche abgeben. Das Kino, dass sich mit der „mexikanischen Revolution“ beschäftigt steht im Mittelpunkt und ich werde 3 Filmchen aus den 30er Jahren analysieren und sie auf den Inhalt und die Form der Darstellung der Revolutionszeiten (besser: Bürgerkriegszeiten und Chaos) auseinandernehmen. Die Literatur liegt vor, die Filme sind geschaut und ich muss eigentlich nur noch die Arbeit schreiben. Also – hoffentlich am Montag auch vorbei und damit wirklich in den Ferien.

Dann werde ich mich eine Woche damit auseinandersetzen, mir eine neue Bleibe für ab Januar zu suchen und dann schließlich auf Reise gehen. Es wird Zeit. Warum neue Bleibe? Unser Vermieter in unserer legendären Quince will dei Miete um gleich 10 Prozent anheben und obendrein haben wir seit zwei Wochen nur noch eine Spielzeugwaschmaschine. Als Ausgleich für unsere vor Wochen kaputt gegangene Waschmaschine  wird derzeit auf unserer Terasse ein „Waschhaus“ eingerichtet. Zwei steinerne Spülbecken mit Waschbrettern wurden neben der Spielzeugwaschmaschine aufgestellt und künftig sollten wir unsere Dreckwäsche eben eher in den Becken waschen. Sprich: Die technische Austattung hat sich verschlechtert, ich muss inzwischen einen wirklichen Waschtag in der WOche einplanen, wenn es viel gibt, und dazu soll die Miete steigen. Nicht ganz fair und deshalb macht sich wohl die gesamte Gemeinschaft auf die Suche nach neuen Bleiben. Zwei haben bereits neue Wohnungen gefunden und befinden sich mitten im Umzug, Luciana aus Argentinien geht wieder nach Haus und ich werde ab nächster Woche was suchen und sicherlich auch finden. Und wenn dies alles geschehen ist, kann ich mich auf den Weg machen, in Richtung Osten, in Richtung Yucatán, später weiter in Richtung Süden nach Belize, Guatemala und vielleicht auch weiter noch nach El Salvador und weiter weiter weiter – a ver was in einen Monat passt.

Unistart.

Posted in Bienvenidos!, uni with tags , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , on 15. August 2008 by Jakob

Schüsse hallen über die Dächer. Immer und immer wieder. Seit heute morgen um sechs geht das so. Paff Paff – Paff Pafff – Echo echo….! Nervig! Bis gerade eben wusste ich noch nicht so richtig, was das Ganze zu bedeuten hat. Augostina, meine chilenische Mitbewohnerin, klärte mich auf, dass die Poblaner mal wieder irgendeinen Heiligen feiern, Ehren, oder eben erschießen. Naja, und da die Poblaner schon fast anstrengend religiös sind, was sich nicht nur in der Vielzahl von Arten der Heiligenvereehrung widerspiegelt, sondern auch in der Unzahl der Kirchen und Feste (meist kleinere) kommt das hier fast täglich zu Salutschüssen. Und es ist nicht wirklich so, dass drei oder fünf Salutschüsse genügen würden. Nein! Der Poblaner an sich ballert den ganzen Tag. Was mir gerade auch ein wenig die Ruhe auf meiner Terasse zum Lesen raubt.

Aber gut, so versuche ich wenigstens genug Konzentration aufzubringen, um diesen Artikel zu schreiben. Seit dieser Woche läuft offiziell die Uni und gestern waren die Einschreibungen. Bei dieser Gelegenheit muss ich gleich mal die Informationspolitik des Büros für Internationale Beziehungen in die Kritik nehmen. Direkt nach meiner Ankunft hatte ich mich bei denen gemeldet, mir meine Aufnahmebestätigungen für die Philosophische und die Kommunikationsfakultät geholt und mich informiert, wann es wie losgeht. Dort sagte man mir, dass ich mich am 14. August zu den Einschreibungen melden müsste. Gestern blickte ich gemeinsam mit meiner französischen Mitbewohnerin (Enora) dann in erstaunte Augen einer Universitätssekretärin. Diese hatte uns gefragt, ob wir denn noch nicht in den Kursen gewesen seien, die wir gerade auswählen würden? Wir mussten einstimmig verneinen. Die Kurse hatten bereits ohne unser Wissen begonnen.

Das System ist wohl folgendes hier: Die Uni beginnt erstmal. Ähnlich wie in Deutschland, der eine Prof gönnt sich mehr Urlaub und fängt später an, andere sind pflichtbewusst und fangen früher an. Wie dem auch sei, so beginnen in jedem Fall die Kurse VOR der Einschreibung. Ein Woche lang blickt man rein und weiß danach, was einen erwartet. Macht in sofern Sinn, weil es, außer einer Liste mit den Titeln der Veranstaltungen, keine einzige Beschreibung zu den Inhalten der Kurse gibt. Und manche Titel nehmen sich sehr großzügig aus. Beispiel: Nahuatl. Ist so viel wie Aztekisch. Mehr gibt es nicht, als diesen Titel. Nun kann sich der geneigte Student überlegen, ob es sich um die Geschichte der Sprache, ihre Wurzeln, ihr Verbreitungsgebiet, das Erlernen ihrerselbst oder gar nur das Verstehen der Sprache geht. Bueno – also alles in allem: Kein Aussagekräftiges Vorlesungs- oder Kursverzeichnis. Gut, und als wir dann gestern die Frage der Sekretärin verneinten, dass wir noch nicht in der Uni waren, informierte sie uns darüber, dass die Kurse bereits liefen. Bueno gracias, Relaciones Internacionales – kein Ausländer hat davon etwas gewusst. Zumindest von den Neuankömmlingen. Aber gut, sonst hätte ich auch weniger Zeit am Pazifik gehabt, wenn ich dies früher gewußt hätte.

Ich bin danach mit Enora zu den Unianwälten gegangen. Por favor nein, nicht, weil wir uns auf diesem Wege beschweren wollten. Sind doch keine Juristen. Ich wollte vielmehr meinen Pass wieder in Empfang nehmen und sie hatte noch alles Migrationssachen vor sich. Sie ist bislang mit einem Toursitenvisum unterwegs und muss jetzt den ganzen Migrationsspaß hier in Mexco machen – kostet mehr Schmott, als in Deutschland, scheint aber dank der Unianwälte, die außer dem Ziehen von Kopien alles an Arbeit übernehmen, nicht zuuu kompliziert zu werden.

Ahja – ich bekam meinen Pass wieder und wow – man kennt bereits meinen Namen bei den Anwälten. Und dass, ohne in meinen Pass schauen zu müssen. Ich bin begeistert. Ich selbst darf erstmal in den nächsten anderthalb Monaten Mexico nicht mehr verlassen. Maximal im äußersten Notfall. Aber dann müssten die Unianwälte eine Sondergenehmigung beantragen. Warum? Naja, mein mexikanisches Migrationsdokument (FM3) liegt jetzt bei den Behörden. Und ohne dieses Dokument, darf ich mich nur im Land aufhalten. Bei Ein- und Ausreise müsste ich es für die Mexikaner stempeln lassen und das ist zur Zeit nicht möglich, weil die jetzt anderhalb Monate benötigen, um meine neue Adresse, einen Stempel und eine Unterschrift einzutragen. Naja, die Behörden arbeiten hier eben auch nicht schneller, als jene in Deutschland.

Später bin ich dann zum Kommunikations-Campus gefahren. Wollte schauen, wie weit der draussen ist, und entschied nach der „Reise“, in diesem Semester vorläufig keine Kurse dort zu nehmen. Nach einer 40minütigen Odysee durch den dicken Verkehr Pueblas mit einem kleinen, voll bepackten Camión stand ich vor den Toren der Stadt. Die BUAP fand es wohl besonders chique, einen modernen Campus neben das größte Einkaufszentrum der Stadt zu setzen. Rundrum wir nur gebohrt, gehämmert, gebaggert und weiter gebaut. Der Campus selbst ist über eine gefährlich zu überquerende, vierspurige Schnellstrasse zu erreichen – er ist klein, sauber, modern, hat eine Cafeteria und bueno – ist Ar***weit draussen. Auf der grünen Wiese. Da kam mir nur ein Gedanke: Die spinnen! Naja, auf jeden Fall wissen die jetzt in dieser Fakultät auch Bescheid, dass ich da bin und dass ich dieses Semester nix bei ihnen machen werde. Hab jetzt eine Hand voll Kurse an der PhilFak im Zentrum, die jeweils 4 Stunden lang sind.

Heute sollte eigentlich dann mein erster Kurs stattfinden. 12 Uhr – gute Zeit. Ich trappste in meine koloniale Fakultät, wartete ein wenig, erkundigte mich schließlich im Sekretariat der Geschichtswissenschaften und ein Typ stellte mich meinen Prof vor. Der teilte mir dann mit, dass er noch nicht anfangen würde, sondern erst nächste Woche. Bueno. Relajado. Also bin ich wieder nach Hause, hab mir eine Cola geöffnet, mich auf meine Terasse gesetzt und ein wenig gelesen. So weit das hier überhaupt möglich ist. Bei der völlig übertriebenen Heiligenverehrung mit Rumgeballer.